26. Juli 2025 – Mischel Lang liest aus: “Das lyrische Skalpell”.

Datum/Zeit
Tag(e) - 26.07.2025
19:30 - 21:00

Veranstaltungsort
Rentmeisterei

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In seinem Buch „Das lyrische Skalpell“ legt Michael Lang den sprachlichen Finger in Wunden, ohne Salz in diese zu streuen. Mit bissiger Satire, hintersinnigem Witz und bisweilen pechschwarzem Humor öffnet er seinen Lesern die Augen und lässt sie in Abgründe der Gesellschaft blicken.  Der Autor diagnostiziert und versucht, mit verbalen Schnitten sowie rigorosen Offenlegungen von Ungerechtigkeiten, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Hart geht er ins Gericht mit den perfiden Handlungen der Kirche, wenn er mit geschärfter Klinge den Missbrauch an Kindern anprangert und diese Institution vor den lyrischen Richter zerrt. Auch in seinem Protest gegen das Wiedererstarken rechter Gesinnung findet der Germanist den richtigen Ton. Gewalt und Kriege sind dem Pazifisten ein Gräuel. So rechnet er auch mit Männern ab, die ihre Frauen demütigen.

„Alle Menschen sind gleich, ob arm oder reich“, sagt Lang, denn das letzte Hemd habe ja bekanntlich keine Taschen. Seine Vorbilder findet er in Erich Kästner oder auch bei Mascha Kaléko. Mit Süffisanz taucht Lang gerne ab in Absurditäten und guckt dabei Robert Gernhardt, Christian Morgenstern oder auch Karl Valentin über die dichterische Schulter. Spaß findet er an der herrlichen Ironie des Pianisten und kritischen Sängers Georg Kreisler. Sprachspiele und Wortwitz sind dem Autor ein Anliegen, wenn er seine textlichen Salven abfeuert. Dabei spricht er sich ohne schlechtes Gewissen dafür aus, auch mal feiern zu dürfen. Deswegen die im Buch enthaltenen Lobgesänge auf Wein und Bier. „Wir müssen nicht immer die moralische Keule herausholen oder unsere Bedenkenträgermentalität offenbaren, wenn ein guter Schluck in die Kehle schlüpft“, so seine Überzeugung.

Selbstverständlich sticht in diesem Gedichtband manchmal auch Eros mit seiner Lanze hervor, doch Obszönitäten sind das nicht. Bruder Prahlhans bekommt eine Klatsche und Unterdrücker ihr Fett weg. Gerne geißelt Lang die pedantische Gründlichkeit der Deutschen. Denn er lässt allzu gerne fünfe gerade sein. Auch die sogenannten Verrückten holt er aus der Klapse zurück ins Leben. Kongenial zeigt sich mit seinen korrespondierenden Zeichnungen Michael Langs Sohn, Jonas Lang: Der Student der Architektur hat die Gedichte des Vaters anschaulich illustriert.

„Das lyrische Skalpell“ ist eine Hommage an und eine Aufforderung zur Humanität. Dass nicht alle mit Langs Lyrik einverstanden sein werden, ist ihm so klar wie Glas. „Es lebe der Widerspruch. Denn  dieser ist ein wesentlicher Teil unserer Demokratie. Manchmal braucht es eben eine geschärfte Klinge“, findet der Autor.

Michael Lang wurde 1962 geboren und lebt im Odenwald. Der Germanist und gelernte Deutschlehrer schreibt für mehrere Zeitungen und betreut die Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Roten Kreuzes in der Region. Nachdem sein erstes Buch „Wunderplunder“ mit humorvollen Gedichten im Selbstverlag herausgekommen war, konnte er in einem Publikumsverlag sein Büchlein „Neues aus der Schwatzhaft“ mit zuvor im Odenwälder Echo erschienen Glossen veröffentlichen. Die danach folgenden Krimis „Der Seelensammler vom Odenwald“ und „Der Apfelweinfürst“ sind Publikumserfolge.