“Das Kaninchen bin ich”.

Die elternlose Maria Morzeck (Angelika Waller) lebt bei ihrer Tante Hete (Ilse Voigt) und arbeitet als Kellnerin im “Bayrisch-Zell”. Eigentlich wollte sie Slawistik studieren und Dolmetscherin werden. Doch weil ihr Bruder Dieter (Wolfgang Winkler) wegen “staatsgefährdender Hetze” zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, ließ man sie nicht zum Studium zu.

Durch puren Zufall lernt Maria Paul Deister (Alfred Müller) kennen, ihre erste große Liebe. Als sich herausstellt, dass er der Richter ihres Bruders war, versucht sie, diese Liebe nicht mit Dieters Fall zu belasten. Doch je näher sie Paul kennen lernt, desto mehr Fragen drängen sich ihr auf. Sie merkt, dass er Menschen ebenso wie Gesetze nur für seine Karriere benutzt. Sie schreit ihm ihre Verachtung ins Gesicht und verlässt ihn enttäuscht. Als der vorzeitig entlassene Bruder von dem Verhältnis erfährt, schlägt er seine Schwester zusammen. Maria zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und ist entschlossen, um ihren Studienplatz zu kämpfen.

Kurt Maetzig, einer der renommiertesten DEFA-Regisseure, glaubte nach dem Bau der Mauer, dass man kritischer mit dem DDR-Alltag im Film umgehen könne. Er wolle etwas “vom Lebensgefühl der jungen Generation vermitteln und zwar ohne Schablone und ins Bild gesetztes Wunschdenken”, erklärte er während der Dreharbeiten. Doch er hätte gewarnt sein müssen – schon die literarische Vorlage, ein Roman von Manfred Bieler, durfte nicht erscheinen, auch Maetzigs Film wurde verboten.

Dies geschah im Zusammenhang mit dem 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965, wo Walter Ulbricht alle ihm nicht genehmen Gegenwartsfilme als “Kaninchenfilme” beschimpfte. Der Film erlebte erst im November 1989 seine Kinopremiere – und das Publikum war erstaunt ob des entlarvenden Humors, mit dem die klarsichtige Gesellschaftskritik vermittelt wurde.
Mitwirkende:
Musik: Reiner Bredemeyer, Gerhard Rosenfeld
Kamera: Erich Gusko
Buch: Manfred Bieler
Vorlage: Nach seinem Roman “Maria Morzeck oder Das Kaninchen bin ich”
Regie: Kurt Maetzig
Darsteller:
Maria Morzeck: Angelika Waller
Paul Deister: Alfred Müller
Tante Hete: Ilse Voigt
Dieter Morzeck: Wolfgang Winkler
Der Bürgermeister: Helmut Schellhardt
Gabriele Deister: Irma Münch
Grambow: Rudolf Ulrich
Edith Grambow: Annemarie Esper
Herbert Wolf: Hans Hardt-Hardtloff
Major Helmrich: Christoph Engel
Kellner Oskar: Willi Narloch
Polizist im Gerichtssaal: Walter Lendrich
Schuldirektor: Walter Jupé
Vorsitzender des Gerichts: Peter Borgelt
Sportlehrer Ulli: Willi Schrade                                                                                                                                                                                                            Staatsanwalt Hoppe: Dieter Wien
Häftling: Hans Klering