Zwar nicht “Odenwald”, aber doch Regio – Hessen und unheimlich spannend:
Nach mehreren Versuchen gelingt es im Jahre 1824 acht armen Bauern und Tagelöhnern aus dem oberhessischen Dorf Kombach, den Geldtransport, der monatlich von Gladenbach nach Gießen fährt, zu überfallen und zu berauben. Ihr plötzlicher Reichtum wird ihnen zum Verhängnis, die staatlichen Behörden können die Schuldigen der Tat überführen. Der Versuch, durch den Überfall die eigene Situation zu verbessern, endet mit der totalen Unterwerfung.
Der hier nachgedruckte Bericht des Criminalgerichtssekretärs Carl Franz aus dem Jahre 1825 diente 1971 als Vorlage für den Film “Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach” von Volker Schlöndorff.
“Wir müssen versuchen, unsere Geschichte kritisch zu lernen und zu verstehen. Deshalb ist es wichtiger und aufschlußreicher, eine solche Episode aus unserer Vergangenheit in ihrer Zeit zu belassen, sie streng historisch darzustellen, als sie zu aktualisieren, ein Gleichnis, eine Parabel oder ähnliches daraus zu machen. Es genügt, den Text des ,aktenmäßigen Berichts’ zu lesen, um zu verstehen, wie eine gewisse Struktur der Gesellschaft es den Benachteiligten unmöglich macht, ihre Lage zu durchschauen und diese zu verändern.” (Volker Schlöndorff)
Untertitel: “Begangen von acht Straßenräubern, von denen fünf am siebenten October 1824 zu Giessen durch das Schwerdt vom Leben zum Tode gebracht worden sind. Aktenmäßig ausgezogen und bearbeitet von Carl Franz, Criminalgerichtssekretär zu Giessen. Giessen 1825.
Neuausgabe 2015 – Jonas Verlag
KT 8.00 EUR
Die Verfilmung 1971: “DER PLÖTZLICHE REICHTUM DER ARMEN LEUTE VON KOMBACH”. Regie: Volker Schlöndorff. Darsteller: Georg Lehn, Reinhard Hauff, Margarethe von Trotta, Joe Hembus, Rainer Werner Fassbinder und in einer Kurzrolle ganz am Filmanfang: der damalige Bad Königer Kurdirektor Karl Schüler.
Schlöndorffs filmische Heimatbekundung wird eingeordnet in eine neue Welle, die, angefangen mit Peter Fleischmanns JAGDSZENEN AUS NIEDERBAYERN (BRD 1968/69), als Gegenentwurf zum populären Heimatfilm der 1940er/1950er Jahre angesehen wurde: Das Sub-Genre des Kritischen oder Neuen Heimatfilms.