Zum ersten Mal nicht in einer Einzelzelle, teilt Anick Damien mit Dirnen, Diebinnen und verlausten Analphabetinnen schreibend den Alltag in Frauenknästen an unterschiedlichen Orten in Frankreich.
Maria sticht heraus, mit ihr plant sie minutiös den Ausbruch und richtet sich damit immer wieder auf. Auch hat sie, während sie Zigarette um Zigarette, gegen Klamotten getauscht, raucht, das Mantra ihres ebenso inhaftierten Ehemanns im Ohr: “Wir sind allein, mein Schatz. Ganz allein”, um dann auch mit ihm über Kassiber an einem gemeinsamen Ausbruch zu feilen, nachdem der erste gescheitert ist.
Es ist das Opium, um einen freien Geist zu behalten und zu überleben, in der Haft.
Albertine Sarrazin, der weibliche Outlaw, zeigt uns in der Neuübersetzung von Claudia Steinitz ein Panoptikum des “Ausbruchs”, das uns realisieren lässt – hier geht es um unser eigenes Menschsein: Wahr, pur und einzig geht der Kult weiter!
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Albertine Sarrazin sorgt mit ihrem kurzen, wilden Leben (1937 bis 1967) im Frankreich der sechziger Jahre für ebenso viel Aufsehen wie mit ihren literarischen Bestsellern. In der Adoptivfamilie vergewaltigt, aus der Besserungsanstalt geflohen, schlägt sie sich als Kleinkriminelle und Prostituierte durch. Während der vielen Verwahrungen schreibt sie drei Romane, die mit Unterstützung von Simone de Beauvoir erscheinen. Zwischen August und November 1966 hat Albertine Sarrazin “Querwege”, ihren dritten und letzten Roman, verfasst, der noch zu Lebzeiten ihren Ruhm als Bestsellerautorin bekräftigt. Geboren 1937 in Algier wird sie von einem griesgrämigen französischen Ehepaar adoptiert und realisiert schon früh, dass sie zu niemandem gehört. Ein Viertel ihres Lebens verbringt sie in Frankreichs Gefängnissen und kritzelt Notizen für die Romane “Astragalus” und “Der Ausbruch” auf Papier, um immer anwesend zu sein. 1967 stirbt die Autorin mit 29 Jahren nach einer Nierenoperation und hinterlässt ein einmaliges, im Knast gelebtes und erdichtetes Werk.
“Querwege”:
Albe ist frei, und Lou sitzt noch ein Jahr im Knast. Ein von Albe mit Geld bestochener Anwalt hat ihre Texte rausgeschmuggelt, jetzt will sie sie abholen, um endlich Autorin zu werden.
Vermeintliche Freunde enttäuschen sie, für viele Regionen Frankreichs hat sie ein Aufenthaltsverbot, arbeiten ist für sie keine Option, und so wird es schwer, die Zeit bis zu Lous Entlassung zu überstehen, ohne rückfällig zu werden.
Albertine Sarrazin hat zeit ihres Lebens nachgedacht, über ihre Adoptiveltern, über das Leben und immer über sich selbst, um mit ihrer immensen dichterischen Erfindungskraft darüber zu schreiben.
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