8. April 1993 Pinchas Lapide liest aus “Paulus zwischen Damaskus und Qumran”


Fehldeutungen und Ubersetzungsfehler. Das Christentum ist die einzige Religion, deren Heiland – der Rabbi Jesus von Nazareth – zeitlebens einer anderen Religion, dem Judentum, angehört hat. Es war dann der Jude Rabbi Saul von Tarsus, der die Kunde vom Gott Israels und die jesuanische Botschaft bis an die Enden der Welt verbreitete. Soll dieser umstrittene Mann in das Judentum heimgeholt werden? Das ist weder nötig noch möglich, denn Saul hat seinen angestammten Glauben nie verlassen. Lapide korrigiert viele Übersetzungsfehler und falsche Deutungen der Botschaft des Paulus. Neu ist die Einsicht, daß Paulus vor “Damaskus” keine Bekehrung erfuhr sondern eine Berufungsvision. Mehr noch: Er weilte gar nicht in Damaskus, sondern in Qumran am Toten Meer und das drei Jahre lang. Das richtige Licht auf diese Schlüsselfigur kann dem christlich-jüdischen Dialog neue Impulse verleihen. Pinchas Lapide, geboren 1922, Professor Dr., ist jüdischer Theologe und Religionswissenschaftler. Er war Institutsleiter an der Bar-llan-Universität (Israel) und hatte Gastprofessuren an theologischen Fakultäten in Deutschland und in der Schweiz inne. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Problemen des Neuen Testaments und zum jüdisch-christlichen Dialog. Lapide lebte bis 1997 in Frankfurt am Main.