Sex, Wahnsinn, Mord – Wie der größte Medienskandal der USA um 1900 die High Society hervorbrachte. Im Juni 1906 erschütterte ein spektakulärer Mord die amerikanische Öffentlichkeit: Der Millionär Harry K. Thaw erschoss im vollbesetzten Madison Square Garden den Stararchitekten Stanford White, der angeblich seine Ehefrau, das Model Evelyn Nesbit, vergewaltigt hatte. Der folgende Prozess löste einen nie dagewesenen Skandal aus und wirkte als Katalysator für die Entstehung der High Society. Der Medienskandal machte aus dem bislang abgeschirmten Privatleben der Reichen und Schönen ein schillerndes Konsumprodukt, das von Ansichtskarten über Filme bis zu Wachsfiguren reichte. Zugleich zeigte er, wie die Macht der Massenmedien in verschiedene Gesellschaftsbereiche ausgriff: Thaw und Nesbit nutzten ihre neue Sichtbarkeit als Mitglieder der High Society, um Justiz und Psychiatrie mediale Logiken aufzuzwingen, Moral und Geschlechterrollen neu zu definieren und Karrieren im Entertainment zu verfolgen. Dabei mussten sie zudem stets um die Kontrolle über ihr mediales Selbst kämpfen. Emanuel V. Steinbacher analysiert den Zusammenhang von medialem und gesellschaftlichem Wandel um 1900 und erklärt damit die historischen Ursprünge heutiger Sichtbarkeitsregime.
Vielleicht gefällt dir auch
Annie Rosar ist vor allem für ihre komischen Rollen an der Seite von Hans Moser oder Paul Hörbiger vor, während und […]
Die preisgekrönte Reportage über das tragische Schicksal der russischen Bergsteiger Witali und Jewgeni Abalakow. Wie kam es, dass Stalin die gefeierten Alpinisten, […]
Wenn Alfred Polgar, Mechtilde Lichnowsky, Anton Kuh oder Kurt Tucholsky über das Essen schrieben, dann waren sie ebenso pointiert, aber oft ein […]
Die spektakulären Taten der Brüder Heitger und ihrer Komplizen hielten insbesondere den Westen Deutschlands in den Jahren 1927/1928 in Atem und lesen […]