Der Titel des Romans ist erzählerisches Programm – hier geraten die Geschlechterordnung und -grenzen gewaltig durcheinander: Raoule de Vénérande, ihres Zeichens wohlhabende, junge Pariser Adlige, verliebt sich in Jacques Silvert, einen jungen Mann aus einfachen Verhältnissen, der seinen Lebensunterhalt mit Kunstblumen verdient. Sie macht Jacques – nach allerlei Liebschaften beider zu anderen Personen diverser Geschlechter – zu ihrer Geliebten und schließlich zu ihrer Frau.
Die französische Literatin mit dem – eher männlich gelesenen – Pseudonym Rachilde schrieb “Monsieur Vénus” im Paris der 1880er Jahre mit Anfang 20. Sie verstieß mit ihrem Roman so vehement gegen die gesellschaftlichen und sexuellen Konventionen ihrer Zeit, dass das Werk ihr eine Geld- und Haftstrafe einbrachte und nur in einer entschärften Fassung erscheinen konnte.
Zum ersten Mal auf Deutsch – mit einem Nachwort der Literaturwissenschaftlerin und Expertin für weibliches Schreiben Martine Reid.