Robert Aldrichs: “Wiegenlied für eine Leiche”.

Charlotte Hollis hat keine angenehmen Erinnerungen an ihr Haus, in dem vor 37 Jahren ihr verheirateter Liebhaber bestialisch ermordet wurde. Den Mörder hat man nie gefunden. Die Mitbürger verdächtigen insgeheim Charlotte, während sie in ihrem verwirrten Geist glaubt, dass ihr John immer noch lebe.
Als Charlottes Cousine Miriam Deering aus Paris zu Besuch kommt, geschehen in dem altertümlichen Herrenhaus seltsame Dinge: Schatten geistern durch die Gänge, nachts spielt plötzlich ein Flügel, ein Mann ohne Kopf steht im Zimmer, und am Ende wird Charlottes treue Haushälterin getötet. Charlotte scheint jetzt endgültig dem Wahnsinn zu verfallen. Doch dann wird sie Zeugin eines aufschlussreichen Gesprächs zwischen ihrem Hausarzt und Miriam.
Robert Aldrichs harter, psychologischer Thriller um die Auseinandersetzung zweier Frauen garantiert Darsteller-Intensität, makabre Spannung und delikaten Nervenkitzel.
“Wiegenlied für eine Leiche” (“Hush Hush, Sweet Charlotte”, 1964) erinnert in Inhalt und Stil an Aldrichs “Was geschah wirklich mit Baby Jane?” (“What Ever Happened To Baby Jane?”, 1962). In beiden Filmen geht es um die hasserfüllte Auseinandersetzung zwischen zwei alternden Frauen, von denen eine am Rand des Wahnsinns dahindämmert. Und in beiden stand Hollywoods große, alte Dame Bette Davis (1908-1989) im Mittelpunkt. Damals war ihre Partnerin Joan Crawford, hier ist es Olivia de Havilland. In beiden Filmen gab Aldrich seinen Protagonistinnen die Möglichkeit für “ganz großes Theater”, für ein schaurig-schönes Spiel der großen Gesten und Ausbrüche, mit quälender und selbstquälerischer Intensität.

Charlotte Hollis – Bette Davis
Miriam Deering – Olivia de Havilland
Dr. Drew Bayliss – Joseph Cotten
Velma Cruther – Agnes Moorehead
John Mayhew – Bruce Dern
Regie – Robert Aldrich